Träume sind nicht so umständlich
„Nein, mein schönes Fräulein, so umständlich träumt man nicht“ – ein wahres Wort, das der Wirt im berlinerischen Gasthaus dort spricht, denn so komplex, wie das Schauspiel der Minna von Barnhelm ist ein Theaterstück selten.
Tellheim ist es, der ihre Träume immer wieder auf eine harte Probe stellt. Alois Reinhardt gibt diesen in seinem Leid und auch in seiner Wut sehr körperbetont. Tellheim leidet mit jeder Faser seines Körpers, er verkrampft aus (seelischem?) Schmerz, klammert sich wie ein Kind an Just und Werner, tobt wenn man seine Vorstellungen von Ehre nicht ernst nimmt und gleicht Minna in ihrer exaltierten Art in seinen euphorischen Phasen, was auch dadurch betont wird, als er plötzlich ihr weißes Hochzeitskleid trägt. Erst als die Geschichte hinter der Anschuldigung der Regierung erzählt wird, wird ihre Liebe für den Zuschauer etwas einsichtiger.
Dennoch ist es positiv zu bewerten, dass möglichst viel Text beibehalten wurde (Dramaturgie: Nadja Groß) und keines der vielen Themen allzu viel in den Vordergrund gerückt oder vollständig weggelassen wurde. Das kann kritisiert werden, oder man freut sich, dass so die Vielfältigkeit des Stückes gezeigt wurde, wenn auch nicht auf die heutige Zeit hin interpretiert.