Alois Reinhardt

Nachtkritik

Dorothea Marcus

Marionette Mensch

Wer einmal den Woyzeck sinnfällig und gegen den Strich gelesen als Femizid inszeniert gesehen hat wie im Theater Oberhausen im letzten Jahr, dem geht das paranoid-aggressive Selbstmitleid des Woyzeck auch bald ziemlich auf die Nerven. Deutlich mehr Interesse hat Regisseurin Sarah Kurze an der sozialen Ungleichheit, die Büchner zeitlebens aufwühlte. Kühl resümiert das Birte Schrein aus ihrem Kiosk, wie sich die Armen abschuften und die Reichen das schamlos ausnutzen. Auch der Hauptmann gehört dazu: an unsichtbaren Fäden zieht er sich die arme Marie heran, zaubert ihr Glitzer her, während Woyzeck heimlich zusieht, bis er dann den Mord an ihr begeht.

Sarah Kurze ist ein effektsicherer, kraftvoller, perfekt choreografierter und dramaturgisch spannender Abend gelungen.